Die Frauenkirche

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Erster Kirchenbau

Bereits im 11. Jahrhundert befand sich wahrscheinlich an der Stelle der heutigen Frauenkirche die älteste Dresdner Kirche. Sie trug den Namen "Unser Lieben Frauen".

George Bährs Kirchenbau

Als die Kirche für die wachsende Zahl der Gottesdienstbesucher zu klein und baufällig wurde, beschloss der Rat der Stadt Dresden im Jahre 1722, eine neue Kirche zu bauen. Am 26. August 1726 war die Grundsteinlegung und bis 1743 entstand ein barocker Neubau von George Bähr. 1734 wurde er geweiht.

Die Frauenkirche ist ein Zentralbau ohne direktes Vorbild. Die steinerne Kuppel ruht auf acht Pfeilern, die zu den Diagonalen etwas enger stehen als zu den Hauptachsen und so eine Kreuzform andeuten. Die Außenmauern bilden einen annähernd quadratischen Grundriss, der vom halbrunden Chor durchbrochen wird. Die Treppentürme in den Ecken dienen als Widerlager für die Kuppel und führen zu den zwischen den Pfeilern liegenden Emporen. Vor dem Chor liegt eine doppelte, geschwungene Freitreppe mit einem Lesepult in der Mitte, dahinter ein monumentaler Barockaltar, der vom Orgelprospekt gekrönt wird. Die Kanzel schwebt am linken Pfeiler über der Freitreppe. Die Bänke innerhalb des Kuppelraums sind konzentrisch auf einen Brennpunkt zwischen Lesepult und Altar ausgerichtet, die sie zwischen und hinter den Pfeilern umschließenden Bänke auf die Raummitte. Dadurch wird der schon in der Architektur angelegte, doppelte Schwerpunkt von Raumzentrum und Chor zusätzlich betont. Durch die Proportionen, die sehr hohen Pfeiler und die hohen, schmalen Fenster erinnert der Raumeindruck an gotische Kathedralen.

Die Dresdner Frauenkirche ist der einzige protestantische Sakralbau des deutschen Barock von europäischer Bedeutung.

Nach dem Luftangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 brannte die Frauenkirche aus, zwei Tage später am 15. Februar um 10 Uhr morgens brach sie in sich zusammen. Die Innenpfeiler waren ausgeglüht und vermochten die Last der gewaltigen Gewölbe-Konstruktion nicht mehr zu tragen; erhalten waren noch die Umfassungsmauern des Chors bis zum Hauptgesims und ein Rest des nordwestlichen Eckturms.

Mahnmal gegen den Krieg

Zu Zeiten der DDR wurde der Trümmerberg mitten im Stadtzentrum von Dresden über 40 Jahre lang als Mahnmal erhalten (siehe auch Denkmal). Seit Beginn der 80er-Jahre wurde die Frauenkirche ein Zentrum der DDR-Friedensbewegung, die sich an jedem 13. Februar vor der Ruine traf, um dort zu gedenken. Teilweise versuchten staatliche Stellen, diese Treffen zu verhindern, ohne dass dies von besonderem Erfolg gekrönt war. Erst nach der politischen Wende 1989 wurde die Idee der Rekonstruktion wieder durchführbar. Der Grundgedanke eines Wiederaufbau wurde zwar bereits in den 80er Jahren diskutiert, jedoch gab es unüberwindbare Finanzierungsprobleme und auch von politischer Seite gab es Einwände gegen dieses Vorhaben.

Der Wiederaufbau

Nach der Grundsteinlegung 1994 begann der Wiederaufbau des Gotteshauses 1996. Er soll bis 2006 abgeschlossen sein und wird rund 130 Millionen Euro kosten. Entgegen der ursprünglichen Planung wurde die äußere Form der Frauenkirche schon Anfang bis August 2004 und nicht erst im Jahr 2006 wieder hergestellt.

Abtragen des Trümmerhaufens

Für den Wiederaufbau wurde der Trümmerhaufen Stein für Stein abgetragen und alle noch brauchbaren Trümmersteine vermessen, katalogisiert und eingelagert. Aus der Lage im Trümmerberg und mit Geo-Computerprogrammen konnte bei vielen Steinen der ursprüngliche Platz im Gemäuer ermittelt werden.

Der Steinbau

Beim Wiederaufbau wurden die katalogisierten Steine teilweise wiederverwendet. Die Reste des Eckturms und des Chors konnten ebenfalls in den Bau integriert werden. Nur bei dem komplizierten Kuppelbau (steinerne Glocke) mussten aus Statikgründen ausschließlich neue Sandsteine zum Einsatz kommen. Die Steine der Kuppel sind einer besonders starken Belastung ausgesetzt. Da die alten Sandsteine beim Brand einer hohen Hitze ausgesetzt waren, wollte man hinsichtlich ihrer Stabilität kein Risiko eingehen.

Durch die schwarze Patina der alten Steine (natürliche Färbung des Sandsteines durch Verwitterung) und den neuen hellen Sandstein wird das Gebäude in den ersten Jahren wie ein großes Puzzlespiel aussehen. Die neuen Steine der Frauenkirche werden jedoch mit der Zeit nachdunkeln und sich dann von den Originalsteinen nicht mehr unterscheiden.

Wetterschutzdach

Um einen möglichst schnellen und reibungslosen Wiederaufbau zu ermöglich, entschied man sich für ein Wetterschutzdach, welches mit in die Höhe wachsen konnte. So musste nach dem Erreichen einer bestimmten Bauphase immer das Wetterschutzdach um mehrere Meter hydraulisch angehoben werden, aber durch dieses komplizierte Verfahren konnte man bei jedem Wetter und auch im Winter immer am Bau tätig sein.

Die Silbermann-Orgel

Eine originalgetreue Rekonstruktion der alten Orgel von Gottfried Silbermann von 1736 (43 Register, 3 Manuale) ist nicht möglich, da die alte (und im Laufe der Zeit siebenmal modifizierte) Orgel beim Brand im Kirchinneren 1945 völlig zerstört wurde. Da die genauen Baupläne Silbermanns nicht überliefert sind und ein Nachbau noch existierender Silbermann-Orgeln nicht sinnvoll ist, weil sie der jeweiligen Akustik der Kirchinnenräume angepasst wurden, ist man nun zu folgender Lösung gekommen: Nach Bild- und Photovorlagen wird die Orgelempore dem zerstörten Original nachempfunden, wie es die Restauratoren auch mit dem restlichen Kirchinnenraum gemacht haben. Die drei ursprünglichen Manuale werden den überlieferten Klängen der einzelnen Orgelpfeifen entsprechend rekonstruiert. Hinzu kommt ein viertes Manual, das wahlweise hinzugeschaltet werden kann und in der Lage ist, "moderne" Musik zu spielen. Damit ist Musik gemeint, die nach 1800 entsprechend des in der Tonhöhe veränderten Kammertons "A" komponiert wurde. Das führte zu dem Missverständnis, für die Frauenkirche sei eine moderne Orgel geplant, in der Folgezeit besser bekannt als "Orgelstreit". Da die Ausschreibung für den Orgelbau lief, war es der "Stiftung für den Wiederaufbau der Frauenkirche" rechtlich nicht gestattet, sich zum Orgelbau zu äußern, folglich konnten auch falsche Presseberichte usw. nicht berichtigt werden. Mit der Auftragsvergabe an die Straßburger Firma Daniel Kern wurde der Orgelstreit beendet. Die neue Orgel (65 Register, 4 Manuale) wird rechtzeitig zur Kirchweihe am 30. Oktober 2005 fertig sein.

Die Glocken

Durch die Glockengießerei A. Bachert in Bad Friedrichshall (Baden-Württemberg) wurden für die Frauenkirche sieben neue Glocken (mit den Namen Jesaja, Johannes, Jeremia, Josua, David, Philippus und Hanna) gegossen. Aufgrund der zu groß geratenen Teile der Glockenzier auf den Glocken war der Ton unrein, so dass ein erneuter Glockenguß der Firma Bachert in Karlsruhe erforderlich war. Über den Werdegang des Glockengusses gibt es zusätzliche Informationen bei der Glockengießerei Bachert (http://www.bachert-glocken.de/hp/pages/frauenkirche/frauenkirche.php). Sie erklangen erstmals zusammen mit der Gedächtnisglocke "Maria" am Pfingstsonnabend 2003. Damit besitzt die Sächsische Landeskirche (nach der Pirnaer Marienkirche) ein zweites einzigartiges siebenstimmiges Geläut.

Das Turmkreuz

In den Trümmern der Frauenkirche fand man am 1. Juni 1993 auch das originale Turmkreuz, das so genannte Kuppelkreuz, wieder. Das stark zerstörte Kreuz wurde beim Wiederaufbau durch ein neues mit vergoldeten Strahlen ersetzt. Alan Smith, ein Londoner Kunstschmied und Sohn eines der englischen Piloten, die Dresden bombardiert hatten, schuf das 8 Meter hohe Kreuz im Wert von 500.000 Euro. Es ist mit Spenden aus Großbritannien vom Verein "Dresden Trust" finanziert worden. Im Februar 2000 wurde es aus Anlass des fünfundfünfzigsten Jahrestages der Zerstörung vom Herzog von Kent übergeben und konnte bis zu seinem Aufsetzen an der Kirche besichtigt werden. Am 22. Juni 2004 wurde es als so genanntes Versöhnungskreuz, zum Zeichen der Freundschaft zwischen Großbritannien und Deutschland, in Anwesenheit von 60.000 Zuschauern auf die Kuppel aufgesetzt. Damit wurde nach über 59 Jahren die historische Stadtsilhouette von Dresden wiederhergestellt.

Coventry und der letzte Stein

Das Versöhnungskreuz ist nicht die einzige Beziehung zu England. Schon 1956-1962 hatten deutsche Spendengelder beigetragen, die am 14. November 1940 bombardierte Kathedrale von Coventry wieder aufzubauen. Allerdings wurden - im Gegensatz zu Dresden und entsprechend dem damaligen Zeitgeist - die Kirchenreste durch einen Neubau ergänzt.

Am 13. April 2004 wurde der letzte Stein der Hauptkuppel eingesetzt, der Steinbau gilt damit als abgeschlossen. Am 22. Juni 2004 wurde die mit Kupfer beschlagene Holzkonstruktion der Turmhaube mit dem vergoldeten Kreuz auf die Laterne über der Steinkuppel aufgesetzt. Damit ist das frühere äußere Aussehen wiederhergestellt, die Frauenkirche hat nun die endgültige Höhe von 91,24 m und ist weithin als Dresdner Wahrzeichen sichtbar.

Letzte Arbeiten vor der Eröffnung

Beim Innenausbau werden jetzt die Bemalung und der Einbau der Orgel als nächstes in Angriff genommen. Am 30. Oktober 2005 ist die Weihe der Kirche geplant.


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