Um 1480, so berichtete der Ohrdrufer Lehrer und Geschichtsschreiber Julius Böttcher, soll der Tobiashammer erbaut worden sein. So künden seit dieser Zeit Hammerschläge von der fleißigen Arbeit Ohrdrufer Hammerschmiede im Tal der Ohra. Es war die Zeit, in der der Handel die Grenzen der Kleinstaaterei sprengte. Es war die Zeit des Aufbruchs, die Zeit des Luther, eines Kolumbus, eines Thomas Müntzer, Titzian oder Leonardo da Vinci.
Den gestiegenen Nachfragen nach massenhaften und verschleißfesten Metallprodukten waren die herkömmlichen Waldschmieden nicht mehr gewachsen. Mit der Nutzung der Energie des fließenden Wassers, durch den Einsatz von Wasserrädern sowie Teilung der Arbeitsprozesse entwickelten sich aus Handwerksbetrieben entlang der Gebirgsbäche und Flußläufe Manufakturen. Nachdem an den Fundorten der reichen Erzlagerstätten die Wälder zur Verhüttung der geschürften Erze restlos gerodet waren, suchte man nach neuen Standorten.
Es stellte sich heraus, daß sich die Kupfererze besser in entferntere Gegenden fahren ließen, als das sperrige Holz zu den Erzlagerplätzen. Man suchte also Standorte in der Nähe von Haupthandelsstraßen, an Flüssen, waldreich gelegen, wo auch die Landwirtschaft das Siedeln der Handwerker möglich machte.
1460 bereits wurde in Georgenthal bei Ohrdruf vom Abt des Klosters eine Saigerhütte betrieben. 1496 wurden Saigerhütten in Hohenkirchen am Laufe der Ohra durch die Fugger gebaut, die neben den Mansfelder Kupfererzen auch Kupfererze aus Neusohl anfahren und verhütten ließen. Zwischen Luisenthal und Hohenkirchen auf einer Länge von 10 km entstanden 40 Mühlen, in denen 80 Wasserräder installiert waren. Dies entsprach einer Leistung von 1600 KW.
Das Wasserrad wurde ein dominierendes Arbeitsmittel, das eine höhere Qualität der Arbeit einleitete und den Übergang von der handwerklichen, einseitig organisierten Arbeit in die industriemäßige mehrteilig organisierten Arbeit ermöglichte und beschleunigte. Eine weitere Ursache für das Entstehen des Tobiashammers in Ohrdruf war der Kampf um das Silber. Die Meißner Markgrafen hatten sich bereits 1169 das Bergregal verleihen lassen. Alles Silber mußte an die Münzwerkstätten der Meißner Markgrafen verkauft werden. Sie bestimmen seit diesem Zeitpunkt die Preise.
Erst mit der Entwicklung des Saigerverfahrens mit dem es möglich
war, den Kupfererzen die winzig beigemengten Spuren Silber zu entlocken,
konnte dieses Monopol durchbrochen werden. Die von den Fuggern angelegte
Saigerhütte bei Hohenkirchen hat innerhalb von 10 Jahren 2250 t Kupfer
erschmolzen und 7000 kg Silber aus den mansfeldischen und ungarischen Kupfererzen
geschieden. So entstanden die Kupferhämmer an der Ohra und unter ihnen
auch der Tobiashammer, denn diese Menge Kupfer mußte zu hochwertigem
Gebrauchsgegenständen verarbeitet werden. Diese Hüttenmühle
ist mit einem Bestand und seiner Art in der Welt einzigartig. Nach seiner
Restauration und nach der jüngeren Geschichtsforschung erlangte er
zunehmend an Bedeutung.